Ueber den Gebrauch und die Gütigkeit der Schriften des alten und neuen Testamentes in unserer Kirche. Dieser geheiligte Schatz ist von den Gliedern un- serer Kirche anerkannt, und wir fühlen uns verpflichtet, die darin enthaltenen gerechten und heiligen Vorschriften durch Beispiele in unserm täglichen Wandel zu erläu- tern. Indeß wünschen wir nicht, daß dabei verstanden werden möchte, als ob der heilige Geist auf jeden die- ser Sätze besonders hingewiesen hätte, oder als ob alle die Ceremonien, welche unter den alten Juden ausgeübt wurden, auch auf uns aufgebürdet worden wären. Jedoch ist kein Theil in der heiligen Schrift zu finden, der nicht irgend ein Beispiel dem demüthigen Nachfolger Christi gäbe, aus welchem er nutzvolle Belehrungen ziehen könnte. Niemand hat das Recht, diesen Schriften etwas hinzu zu fügen, und noch weniger, etwas davon hin- weg zu nehmen; auch könnte er es nicht thun, ohne das gerechte Mißfallen des göttlichen Hauptes der Kirche auf sich zu ziehen. Siehe Offenb. 22. Kap. 18. und 19. V. Sollte es aber dem Herrn selbst gefallen, eine neue Offenbarung nachträglich den Menschen zu geben, sei es nun, durch seine eigene Stimme vom Himmel, durch den Dienst eines Engels, durch den heiligen Geist, oder durch eine himmlische Vision, so würde dieß nicht die Hinzufügung, oder überhaupt das Werk der Menschen sein, sondern nur das Werk dessen, Der durch den Mund Seines Sohnes erklärt hat, daß alle verborgenen Dinge aufgedeckt, und alle Geheimnisse an den Tag gebracht werden sollen. Deßhalb haben jene, die da besitzen, fernere Ursache, noch mehr zu erwarten, denn der Apostel Jakobus hat gesagt: »Wenn jemand von »euch der Weisheit bedarf, laßt sie ihn von Gott er- »bitten, welcher allen Menschen freigebig gibt, und es »nicht vorrückt, und sie wird ihm gegeben werden.« |
Und Jesus hat weiter gesagt: »Alle Dinge, was »auch immer ihr verlangt mit festem Glauben, das »werdet ihr erhalten.« Deßhalb: »sind demjenigen der »glaubt, alle Dinge möglich« sagt das ewige Wort des Lebens. Und es ist mein beständiges Gebet und mein unwandelbarer Glaube, daß der Himmel fortfahren möge, Sein Wort uns zu offenbaren, bis die Kennt- niß und Gloria Gottes die ganze Erde erfüllen wird, und die Völker keinen Krieg mehr kennen werden. Doch der, dessen Aberglaube und Tradition ihn verleiten wird, jede neue Kundgabe der Wahrheit vom Himmel oder von der Erde zu verwerfen (siehe Psalm 85, 11) »soll gleich der Hitze der Wüste sein, und soll nimmer sehen, wenn das Gute kommt.« Derjenige, welcher weise den Erwerb irdischer Reich- thümer verfolgt, verwendet sein ganzes gegenwärtiges Vermögen zu irgend einem sichern und einträglichen Geschäfte, und sucht dann durch Gewerbfleiß und per- sönliche Bemühung dasselbe zu vermehren. So soll der Nachfolger Christi thun. Er soll den bestmöglichsten Gebrauch von dem bereits gegebenen Worte des Herrn machen, und auf dem Pfade der Selbstverläugnung, des Gebetes und des strengen Gehorsames noch mehr zu erringen suchen, denn Christus hat gesagt: »der, welcher sucht, wird finden.« Die Kinder des Lichtes sollen eben so weise sein in ihrer Zeit, wie die Kinder der Welt; aber der Herr hat gesagt, daß sie es nicht sind, und dieß ist zu beklagen. Es bleibt zu fürchten, daß viele ihr Talent in ein Buch binden und vergraben werden. Ueber den Glauben. Jener Glaube, welcher Heil uns bringt, ist die Gewißheit, mit der wir unsichtbare Dinge zu erlangen hoffen, und deßhalb ist er auch die Haupttriebfeder aller menschlichen Handlungen. Mit dieser Gewißheit pflügt und bebauet der Ackersmann sein Feld, der Seemann durchzieht das weite Meer und der Manufak- |
turist, Mechaniker und Handwerksmann verfolgt gleich- gesinnt seinen Beruf, jeder hoffend, etwas zu erlangen, das er im Augenblicke zwar nicht sieht, dessen er aber gewiß ist, nämlich Reichthümer. Sollte der Ackersmann glauben, daß sein Feld ihm eine reiche Ernte gebe, ohne es zu pflügen oder zu bebauen, würde da sein Glaube allein hinreichen, ihm die Ernte zu gewähren? Nein! Sollte der Seemann glauben, daß er durch seinen Handel zur See die Reichthümer Indiens aufhäufen könne, ohne aber dabei jemals an den Bord eines Schiffes zu gehen, um seine Segel in den Wind hinaus zu spannen würde da sein Glaube allein ihm die gewünschten Reichthümer bringen.? Nein! Oder, sollte der Handelsmann glauben, daß er sein Besitzthum durch Kauf und Verkauf vermehren könne, ohne jedoch zu kaufen und zu verkaufen würde hier sein Glaube allein hinreichen, die gewünschte Vermehrung zu verur- sachen? Nein! So ist es denn mit allen Klassen der Menschen in dem geschäftlichen Verkehre dieser Welt, und derselbe Grundsatz gilt auch in Beziehung der wah- ren Reichthümer, die uns im Himmel hinterlegt sind. Wenn jemand dieselben an sich bringen will, so muß er eben so wohl arbeiten als glauben; denn Glaube und Arbeit sind die zwei Flügel, mit welchen der Christ von der Erde zum Himmel fliegt. Nimm einen der- selben davon hinweg, und der andere ist von keinem Nutzen mehr für ihn, denn mit einem Flügel kann er nicht fliegen. Der Glaube wird erlangt durch Anhörung des Wor- tes Gottes, erklärt von einem Prediger, der nicht in jenem Worten spricht, wie die menschliche Weisheit sie lehret, sondern mit jenen Worten, wie der heilige Geist sie redet, wenn er geistige Dinge mit Geistigem vergleichet. Der ganze Umfang der Natur mit all den blühenden Reizen öffnet eine Fluth des Lichtes dem be- trachtenden Gemüthe in Bezug auf die ewige Macht und Hoheit Gottes, des unsichtbaren Schöpfers. Der |
schattige Hain, der kräftig fließende Strom, die luftigen Berge und die sich weithin dehnende Fläche verkünden das Werk einer allmächtigen Hand. Der Himmel mit ihren zahllosen Welten die gleich blinkenden Diaman- ten den nächtlich blauen Dom ausschmücken, beweisen jeden Auge das Dasein einer mehr als menschlichen Gewalt. Wer kann die Natur in ihrer ewigen Entfaltung betrachten ohne zu fragen, welche geheime Feder wohl da unter dem Vorhang verhüllt liegen mag, durch welche sich die zahllosen Körper im Weltraume mit solcher Regelmäßigkeit und Ordnung bewegen? Und all dies Wechseln und Entfalten ist einzig nur zur Bequem- lichkeit des Menschen da. Man nenne nun diese Macht, durch welche die Natur sich bewegt, durch was immer für einen Namen als man wolle, so bleibt sie doch immer berechtigt durch jeden Grundsatz der Wahrheit und Gerechtigkeit, An- sprüche an unsere aufrichtigste und demüthigste Anbetung zu machen. Denn erstens: daß sie groß ist, wird Nie- mand läugnen; und zweitens: daß sie gut ist, kann Niemand läugnen. Deßhalb verlangt das, was unend- lich groß und unendlich gut ist, einen Tribut von abhängigen Wesen, und da Gott nur ein zerknirschtes Herz und einen reuevollen Geist forderte, nebst der folg- samen Beobachtung Seiner guten und heilbringenden Gesetze, wer könnte da wohl so undankbar sein, und die- ses Opfer dem Herrn vorenthalten? Der Herr Jesus ist uns als Erlöser und als Ge- genstand unsers Glaubens gegeben worden, und kein menschliches Wesen kann zum Vater kommen, denn durch Ihn. Ihm ist ein Name gegeben worden unter dem Himmel und unter den Menschen, durch welchen wir alle gerettet werden können. Er und Er allein ist un- ser Mittler. Er hat unsern Kummer getragen, und unser Elend auf Sich genommen, und er ladet uns freundlich zu Sich, um durch Ihn gerettet zu werden. |
In dich, o Mensch! sucht der Schöpfer zu dringen mit seinem heiligen Worte, durch den Mund seiner Diener, in dich sucht er zu dringen, wenn Er dir Sein göttliches Bild in den Werken der Natur gleichsam wie durch einen Spiegel zeigt, und mit Seinem hl. Geiste will Er dich beleben, der gleich dem Winde, leichter zu fühlen, denn zu sehen ist. Solltest Du aber dein Herz nicht zu ihm wenden, ohngeachtet der Ueberredungskraft dieser sprechenden Sachwalter, so wisse, daß du verloren bist, denn der Herr selbst hat gesagt: »der welcher nicht glaubt, soll verdammt werden.« Vielleicht werden einige Personen sagen: »ich glaube mit ganzem Herzen, daß Jesus Christus der Sohn Got- tes ist, so wie auch an Seine heilige Religion, aber willst du uns auch sagen, was wir zu thun haben, um diese Religion zu genießen, und in das Reich Gottes einzugehen? Ich bin höchst erfreut, solch ein volles offenes Be- kenntniß des ersten Grundsatzes der christlichen Religion zu vernehmen, denn gerade solch ein Bekenntniß fordert das Evangelium und ich schreite mit Vergnügen vor- wärts einen zweiten Grundsatz anzudeuten. Ueber die Reue. Die Reue ist jenes Gefühl des Kummers und der Betrübniß des Herzens über begangene Beleidigungen Gottes, welches eine Person mit festem Vorsatze erfüllt, ihre Sünden und begangenen Ungerechtigkeiten zu mei- den, und ihren ganzen Lebenswandel umzuändern. Die Reue ist eine Lehre, welche nur Demuth abzielt, die Verfeinerung in ihren Folgen bringt, und nur dahin strebt, ihre Getreuen von Stolz und Hoffart abzustrei- fen und sie hinzubringen zum Fuße des Kreuzes wo der Strom der Gnade fließt, damit sie rein gewaschen werden mögen von ihrer Schuld und von ihren Befleck- |
ungen. Die Reue ist in der That gleich der Arznei des Physikers, die zwar widrig für den Geschmack, aber der Gesundheit des Körpers zuträglich ist. Der weltlich gesinnte Mensch liebt freilich nicht in seinen Bestrebungen nach Wohlstand und Größe nach- zulassen, noch will der Mann des Vergnügens sich von jenen bezaubernden Reizen trennen, die beinahe an je- dem Orte und in verschiedenen Formen und Gestalten seine Schritte abzulenken suchen von dem Pfade der Tugend und Frömmigkeit. Auch wird es dem Reichen schwer, seine Güter freigebig den Armen zu spenden, und der Stolze und Hoffärtige hat keine Lust in dem Thale der Demuth zu wandeln. Die Namen solcher Personen mögen wir in der That oft innerhalb einer Kirche auf Stein eingegraben finden; aber wenn die Worte Jesu als zuverlässige Wahrheit gelten, so wisset, daß deren Namen nicht auf der Liste der Geheiligten vorgezeichnet sind, um einst im ehrenvollen Andenken zu glänzen an jenem Tage, wo die, die durch die grosse Trübsal gegangen sind, und ihre Kleider rein und weiß gewaschen haben im Blute des Lammes, gekrönt werden mit unsterblichen Ehren zur Rechten ihres Herrn und Königs. Während dem Laufe meines Lebens bin ich durch verschiedene Gegenden gewandelt, und habe die Men- schen in verschiedenen Graden angetroffen. Ich sah den Reichen in seinem Glanze rollen, strahlend von Gold und Diamanten, gleich als ob er die breiten Falten des gestirnten Himmels um sich verschlungen hätte. Ich habe auch den Armen gesehen! Mancher war so elend, daß das Leben ihm nur eine Bürde schien, die ihm gegeben ward, sein Elend zu verewigen, damit der Kelch seiner Drangsale schon hier, auf dieser Erde gefüllt würde. Doch worauf mein Augenmerk sich mit größtem Interesse wendete, war, zu sehen, wie der starke Arm der politischen Macht einen goldenen Thronhimmel über die Kirche ausspannte. Es ziemt mir nicht, jedes Ding |
Glauben soll hier in seinem Kern unkommentiert bleiben. Allein die von Hyde gemachten Folgerungen sind nicht sonderlich schlüssig und der Größe der von ihm selbst beschriebenen Dinge keineswegs angemessen. Hier wird sein geringer Blickwinkel und eine schlechte Ausbildung des 19.Jahrhunderts offenkundig.