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Siebente Vorlesung über Glauben.
Nur vollkommene Wesen können sich der Gegenwart Gottes erfreuen.

gleichwie du Vater, in mir, und ich in dir, daß auch sie in
uns eins seien.“
13.  Welche Ausdrücke können deutlicher, als diese sein?
Der Heiland sicherlich beabsichtigt von seinen Jüngern ver-
standen zu werden, und er sprach so, daß sie ihn verstehen konn-
ten; denn er erklärt vor seinem Vater, in Worten die nicht
leicht mißverstanden werden können, daß er wünschte, daß
seine Jünger, selbst alle von ihnen, wie er und der Vater sein
möchten, denn wie er und der Vater eins waren, so möchten
auch sie eins mit ihnen sein. Und was im 22sten Verse ge-
sagt wird, ist berechnet, diesen Glauben noch fester zu be-
stätigen, wenn es einer solchen Bestätigung bedarf. Er sagt
– „Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir
gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind.“
Gleichsam zu sagen, daß wenn sie nicht die Herrlichkeit hät-
ten, welche ihm der Vater gegeben hatte, sie nicht mit ihnen
eins sein könnten; denn er sagt, er hätte ihnen die Herrlichkeit
gegeben, welche er vom Vater hatte, daß sie eins sein möchten,
– oder in anderen Worten, sie eins zu machen.
14.  Dies macht das Maß der Auskunft über diesen Ge-
genstand voll und zeigt sehr deutlich, daß der Heiland wünschte,
daß seine Jünger verstehen sollten, daß sie Teilhaber mit ihm
in allen Dingen, selbst seine Herrlichkeit nicht ausgenommen,
werden sollten.
15.  Es ist fast nicht notwendig, hier zu bemerken, was
wir vorher angeführt haben, daß die Herrlichkeit, welche der
Vater und der Sohn haben, in ihrem Besitz ist, weil sie ge-
rechte und heilige Wesen sind; und daß wären sie unvollkom-
men, in irgend einer Eigenschaft oder Vollkommenheit, welche
sie besitzen, sie sich auch nie der Herrlichkeit, welche sie haben
erfreuen könnten, denn es ist notwendig für sie zu sein gerade
was sie sind, um sich derselben erfreuen zu können; und wenn
der Heiland diese Herrlichkeit Anderen gibt, so muß er es auf
die genaue Weise thun, wie es in seinem Gebete an den Va-
ter auseinandergesetzt ist – sie eins mit ihm zu machen, wie er
und der Vater eins sind. Dadurch würde er ihnen die Herr-
lichkeit geben, welche der Vater ihm gegeben hat; und wann
seine Jünger eins mit dem Vater und den Sohn gemacht sein