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Sechste Vorlesung über Glauben.
Religion muß Aufopferung verlangen, um seligmachend zu sein.

seinen Offenbarungen verehren, die Wahrheit, deren Liebe we-
gen empfangen und sich unterwerfen, nach seinen Willen ge-
leitet und geführt zu werden, und sie in solche äußerste Not
treiben, daß nichts Geringeres als die wirkliche Kenntnis, die
Geliebten des Himmels zu sein und jene Ordnung der Dinge
empfangen zu haben, die Gott zu Erlösung der Menschheit
eingeführt hat, sie in den Stand setzen wird, jenes Vertrauen
in ihn zu setzen, das notwendig für sie ist, die Welt zu über-
winden und jene Krone der Herrlichkeit, welche für diejenigen,
die Gott fürchten, aufbewahrt ist, zu erlangen.
5.  Um den Menschen zu befähigen, Alles niederzulegen
und aufzugeben, seinen Charakter und Ruf, seine Ehre, seinen
guten Namen und Beifall unter den Menschen, Häuser, Län-
der, Brüder und Schwestern, Weib und Kinder und selbst sein
eigenes Leben – alle Dinge nur als Kot und Schaum be-
trachtend, der Erhabenheit der Kenntnis Jesu Christi willen
– braucht es mehr als bloßen Glauben oder Vermutung, daß
er den Willen Gottes thut; sondern eine sichere Kenntnis,
welche ihm verwirklicht, daß nachdem diese Leiden beendigt
sind, er als ein Teilhaber der Herrlichkeit Gottes in ewige
Ruhe eingehen wird.
6.  Denn wenn der Mensch nicht weiß, daß er nach dem
Willen Gottes wandelt, so würde er die Würde des Schöpfers
verletzen, zu sagen, er wolle ein Teilnehmer seiner Herrlichkeit
werden, nachdem er mit den irdischen Dingen dieser Welt fer-
tig wäre. Doch wenn er diese Kenntnis hat und ganz sicher
weiß, daß er den Willen des Herrn thut, so kann sein Ver-
trauen auch im Verhältnis stark, zur Erlangung der Herrlich-
keit Gottes sein.
7.  Hier wollen wir bemerken, daß eine Religion, die
nicht das Aufopfern aller Dinge verlangt, nie Macht genug
hat, und den zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit not-
wendigen Glauben hervorzubringen; denn seit dem ersten Da-
sein des Menschen, konnte der Glaube, welcher notwendig zur
Erlangung des Lebens und der Seligkeit ist, nie ohne das
Aufopfern aller irdischen Dinge erlangt werden. Es war
durch dieses Opfer und es allein, daß Gott verordnete, daß