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Sechste Vorlesung über Glauben.

Vorlesung 6.
Bewußtsein eines gottgefälligen Wandels zum Glauben nötig.

1.  In den vorhergehenden Vorlesungen haben wir von
den Begriffen des Charakters, der Vollkommenheiten und
Eigenschaften Gottes gesprochen; zunächst wollen wir von der
Kenntnis sprechen, welche Personen haben müssen, daß ihr
Lebenslauf nach dem Willen Gottes ist, um es ihnen möglich
zu machen, Glauben an ihn zur Erlangung des Lebens und
der Seligkeit zu haben.
2.  Diese Kenntnis nimmt einen wichtigen Platz in ge-
offenbarter Religion ein; denn es war in Folge derselben,
daß die Alten im Stande waren, auszuharren, als ob sie
den sehen konnten, der unsichtbar ist. Die wirkliche Kenntnis
einer Person, daß der Lebenslauf, den sie führt, Gott wohlge-
fällig ist, ist wesentlich notwendig, um sie in den Stand zu
setzen, jenes Vertrauen in Gott zu haben, ohne welches nie-
mand ewiges Leben erlangen kann. Es war dies, was die al-
ten Heiligen befähigte, alle ihre Mühseligkeiten und Verfol-
gungen zu ertragen, und freudig die Zerstörung ihrer Güter
hinzunehmen, da sie wußten (nicht nur glaubten), daß sie
eine bleibendere Habe in Himmel hatten. Ebräer 10: 34.
3.  Mit der Versicherung, daß sie einen Lauf führten, der
nach dem Willen Gottes war, waren sie im Stande, nicht
nur die Zerstörung ihrer Güter, und die Zerrüttung ihres
Eigentums, sondern auch den Tod auf die schrecklichste Weise,
freudig zu erdulden, im Bewußtsein (nicht nur glaubend), daß
nach der Auflösung dieses irdischen Hauses sie einen Bau
von Gott haben werden, ein Haus nicht mit Händen gemacht,
das ewig ist, im Himmel. 2. Corinth. 5: 1.
4.  So war und wird die Lage der Heiligen Gottes im-
mer sein, daß wenn sie nicht eine wirkliche Kenntnis haben,
daß der Lebenslauf, welchen sie führen, nach dem Willen Got-
tes ist, sie in ihren Herzen müde und schwach werden. Denn
so ist der Widerstand gewesen und wird auch immer in den
Herzen der Ungläubigen und jener sein, die Gott nicht kennen,
gegen die reine und unverfälschte Religion des Himmels (die
einzige Sache, welche ewiges Leben gewiß macht), so daß sie
aufs Aeußerste alle diejenigen verfolgen, welche Gott nach