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Dritte Vorlesung über Glauben.
Fragen und Antworten.

während der Sünde unterworfen ist, und wenn Gott nicht
langmütig und voller Mitleid, gnädig und barmherzig und
eines vergebenden Sinnes wäre, so würde der Mensch von ihm
abgeschnitten sein, in Folge wessen er in beständigem Zweifel
sein würde und keinen Glauben ausüben könnte; denn wo
Zweifel herrscht, hat der Glaube keine Macht; doch wenn der
Mensch glaubt, daß Gott voller Mitleid und Vergebung, Lang-
mut und Geduld ist, so kann er Glauben an ihn ausüben und
alle Zweifel überwinden, daß er sehr stark werden kann. Vor-
lesung 3: 20.
Ist es nicht gerade so notwendig, daß der Mensch einen
Begriff haben sollte, daß Gott sich nicht verändert und kein
Schwanken bei ihm vorkommt, um im Stande zu sein, an ihn
Glauben zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit zu
haben? Ja; weil ohne dasselbe er nicht wissen würde, wie bald
sich die Gnade Gottes in Grausamkeit, seine Langmut in Hef-
tigkeit, und seine Liebe in Haß umwandeln würde, in Folge
wessen der Mensch nicht im Stande sein würde, Glauben an
ihn zu haben. Wenn er jedoch den Begriff dessen Unveränder-
lichkeit hat, so kann der Mensch immerwährend Glauben an
ihn haben und überzeugt sein, daß was er gestern war, wird
er auch heute und immerdar sein. Vorlesung 3: 21.
Ist es nicht auch notwendig, für die Menschen einen Be-
griff zu haben, daß Gott ein Wesen der Wahrheit ist, ehe sie
vollkommenen Glauben an ihn haben können? Ja; denn wenn
die Menschen diesen Begriff nicht haben, so können sie kein
Vertrauen auf sein Wort haben, und wenn sie nicht im Stande
sind, Vertrauen auf sein Wort zu haben, so können Sie auch
keinen Glauben an ihn haben; doch in der Ueberzeugung, daß
er ein Gott der Wahrheit ist und daß sein Wort nicht fehlen
kann, kann ihr Glaube auf ihn sich verlassen, ohne Zweifel zu
haben. Vorlesung 3: 22.
Könnte der Mensch Glauben an Gott zur Erlangung des
ewigen Lebens haben, wenn er nicht glauben würde, daß Gott
die Person nicht ansieht? Nein; weil ohne diese Anschauung er
nicht gewiß wissen könnte, daß es sein Vorrecht wäre, solchen