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Zweite Vorlesung über Glauben.



Vorlesung 2.
Gott ist allmächtig, allgegenwärtig und allwissend.

1.  Da wir in der vorhergehenden Vorlesung gezeigt ha-
ben, was der Glaube an und für sich ist, so wollen wir fort-
fahren, zweitens, zu zeigen, auf welchem Gegenstande er beruht.
2.  Wir wollen hier bemerken, daß Gott der einzige, höchste
Lenker und ein unabhängiges Wesen ist, in welchem alle Fülle
und Vollkommenheit vorhanden sind; welcher allmächtig, allge-
genwärtig und allwissend ist, ohne Anfang der Tage oder Ende
des Lebens; daß in ihm, jede gute Gabe und jedes gute Prin-
cip existiren; und daß er der Vater des Lichtes ist; in ihm be-
steht das Princip des Glaubens unabhängig, und er ist der Ge-
genstand, auf welchem der Glaube aller anderen, vernünftigen
und verantwortlichen Wesen zur Erlangung des Lebens und
der Seligkeit, ruht.
3.  Um diesen Teil des Gegenstandes in einem klaren und
deutlichen Lichte darzustellen, ist es notwendig, zurückzugehen
und die Beweisgründe zu zeigen, welche das Menschengeschlecht
für ihren Glauben an das Dasein eines Gottes hatte, und was
die Grundlage für solche Beweisgründe war oder worauf sie seit
der Schöpfung beruhten.
4.  Wir meinen nicht jene Beweise, welche durch die Werke
der Schöpfung, die wir täglich mit unseren natürlichen Augen
sehen, kundgemacht werden. Wir sind bewußt, daß nach einer
Offenbarung Jesu Christi, die Werke der Schöpfung durch ihre
unermeßlichen Formen und Verschiedenheiten, seine ewige Macht
und Gottheit deutlich darstellen. „Damit daß Gottes unsicht-
bares Wesen, das ist, seine ewige Kraft und Gottheit, wird er-
sehen, so man deß wahrnimmt, an den Werken nämlich an der
Schöpfung der Welt.“ Aber wir meinen jene Beweise, durch
welche die Menschen ihre ersten Begriffe bekamen, daß es einen
Gott gab, der alle Dinge erschuf.