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sind, die geistigen Kräfte des Menschen zu heben, schöne und
edle Gefühle einzupflanzen und den Geist bis zu der äußersten
Grenze seiner Fassungskraft mit Kenntnissen zu bereichern. Siehe,
wie die Alten mit dem großen Jehova redeten, von Engeln und
durch den Heiligen Geist belehrt wurden, indem sie Träume in
der Nacht und Gesichte am Tage hatten, bis zuletzt der Schleier
von ihren Augen gefallen war und sie mit Verwunderung auf die
ganze Vergangenheit und Zukunft blickten; ja, wie sie sich im
Geiste sogar bis zu den unzähligen Welten erhoben, während der
ungeheure Raum der Ewigkeit offen vor ihnen lag und sie die
wunderbaren Werke des großen Schöpfers betrachten konnten, bis
sie erkannten, wie sie erkannt wurden.
Vergleiche diese Intelligenz mit der geringen, oberflächlichen
Kenntnis der jetzigen Erziehung und Weltklugheit, die dem be-
schränkten menschlichen Geiste unsrer Zeit zu genügen scheint;
ja, betrachte den engherzigen, berechnenden, wuchernden, übervor-
teilenden, geizigen, falschen Schmeichler des neunzehnten Jahr-
hunderts, der nur auf die Vermehrung seiner irdischen Güter oder
seinen Nachbar zu übervorteilen bedacht ist, dessen ganzer Gottes-
dienst und religiöse Pflichten darin bestehen, die Kirche zu be-
suchen, den Pastor zu besolden und seinen Gott anzurufen, ohne
zu erwarten, erhört zu werden, denn seinem Glauben gemäß
ist Gott seit vielen Jahrhunderten taub oder, wie er selbst, völlig
stumpfsinnig und gleichgültig.
Nachdem nun dieser Gegensatz erkannt worden ist, wirst du
dir vorstellen können, von welcher hohen Stufe der Erhabenheit
und Würde der Mensch gefallen ist, und wie unendlich tief er jetzt
unter seiner früheren Herrlichkeit und Würde lebt. Dein Herz
wird bluten und sich grämen, ihn in seinem elenden Zustande
zu sehen und zu denken, daß er dein Bruder ist; und voller Er-
staunen wirst du ausrufen: „O Mensch! wie bist du gefallen!
einst warst du der Liebling des Himmels; dein Schöpfer hatte
Freude daran, mit dir zu reden, Engel und die Geister ge-
rechter, vollkommener Menschen waren deine Gefährten; aber jetzt
bist du gesunken und stehst auf einer Stufe mit den Tieren; ja,
noch weit unter ihnen, denn sie blicken mit Schrecken und Ent-
setzen auf deine nichtigen Vergnügungen, Spiele und deine
Trunkenheit und geben oft ein würdiges Beispiel zur Nach-
ahmung. Deshalb sagte der Apostel Paulus zu dir: ’Aber sie
sind wie die unvernünftigen Tiere, die von Natur dazu geboren