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Um das Ganze zu krönen, sehen wir, wie der Mensch nach
dem Bilde Gottes geschaffen und zu Würde und Macht erhoben
wurde und über die weite Schöpfung lebender Wesen herrschte,
von denen die Erde wimmelte, indes er zu gleicher Zeit einen
schönen und gut bewässerten Garten bewohnte, in dessen Mitte
sich der Baum des Lebens befand, zu dem er freien Zugang hatte;
während er vor seinem Schöpfer stand, mit ihm von Angesicht
zu Angesicht sprach und auf seine Herrlichkeit blickte, ohne daß ein
verdunkelnder Schleier dazwischen lag. O Leser, betrachte nur
einen Augenblick diese schöne Schöpfung, in der Frieden und Fülle
herrschen; die Erde, die von unschädlichen Tieren wimmelte, die
fröhlich waren über die ganze Ebene; die Luft, in der sich un-
zählige Schwärme reizender Vögel wiegten, wurde durch deren
unaufhörlichen Gesang mit den mannigfaltigsten Melodien ange-
füllt; wie alles seinen rechtmäßigen Herrscher, der Freude dar-
über empfand, untertan war; während in einem reizenden Garten
– dem Kapitol der Schöpfung – der Mensch auf dem Throne
dieses ungeheueren Reiches saß und sein Zepter mit unbestrittenem
Rechte über die ganze Erde schwang; während sich Legionen von
Engeln rund um ihn lagerten und mit ihren fröhlichen Stimmen
in Dank- und Lobgesänge und Freudengeschrei einstimmten: weder
Ächzen noch Seufzen wurde in dem unermeßlichen Raume ge-
hört; weder gab es Tränen, Schmerz, Weinen, Krankheit oder
Tod; noch Streit, Kriege und Blutvergießen; sondern Friede
krönte die Jahreszeiten, wie sie kamen und gingen, und Leben,
Freude und Liebe herrschten über alle seine Werke. Doch, ach!
wie hat sich alles verändert.
Es ist meine schmerzliche Pflicht, einige der wichtigen Ver-
änderungen, die stattgefunden haben, in Erwägung zu ziehen und
auch die Ursachen anzugeben, durch welche die Erde und ihre
Bewohner in ihre gegenwärtige Lage gekommen sind.
Zuerst fiel der Mensch von Gott ab, weil er auf die Ver-
suchung achtete. Dieser Fall äußerte seine Wirkung sowohl auf die
ganze Schöpfung als auch auf den Menschen, so daß verschiedene
Veränderungen eintraten. Der Mensch wurde aus der Gegenwart
seines Schöpfers verbannt, und ein Schleier wurde zwischen ihnen
gezogen. Er wurde aus dem Garten Eden getrieben, um so das
Land zu bebauen, welches um seinetwillen verflucht wurde, Dornen
und Disteln zu tragen: im Schweiß seines Angesichts sollte er
sein Brot essen, mit Kummer sollte er sich darauf nähren sein