–   94   –

Zweitens hören wir, daß Gott, der Herr, die Erde, so wie
alles übrige, für gut hält. Daraus erfahren wir, daß es weder
Wüsten, unfruchtbare stellen, stehende Sümpfe, rauhe, holperige
Hügel noch hohe, mit ewigem Schnee bedeckte Berge gab; und
kein Teil derselben lag in der kalten Zone, so daß sein Klima
traurig und unfruchtbar oder unaufhörlicher Kälte und ewigen
Eisfeldern unterworfen war.
Wo keine Blume ziert das öde Land,
Noch reiche Ernten Gott hat hingesandt.
Doch war wahrscheinlich die ganze Erde eine ungeheuere
Ebene oder hatte hie und da sanft auf steigende Hügel oder Täler,
die sich allmählich abdachten und gut zum Anbau waren; indes
ihr Klima eine angenehme Abwechslung von mäßiger Hitze und
Kälte, Nässe und Trockenheit hatte, die nur dazu diente, die ver-
schiedenen Jahreszeiten mit einer größern Mannigfaltigkeit von
Erzeugnissen, alle zum Besten der Menschen, Tiere, Vögel oder
des Gewürms zu krönen; während jedes Lüftchen süße Gerüche
aus der mit Blumen angefüllten Ebene oder dem gewürzreichen
Haine brachte; und die ganze weite Schöpfung atmete nichts als
Gesundheit, Frieden und Freude.
Dann lesen wir im 1. Buche Moses 1, 29, 30: „Und Gott
sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben allerlei Kraut, das sich
besamet auf der ganzen Erde; und allerlei fruchtbare Bäume,
und Bäume, die sich besamen, zu eurer Speise; und allem Tier
auf Erden, und allen Vögeln unter dem Himmel, und allem
Gewürme das da lebet auf Erden, daß sie allerlei grün Kraut
essen; und es geschah also.“ Aus diesen Versen geht hervor,
daß die Erde weder ekelhafte Gräser oder giftige Pflanzen noch
unnütze Dornen und Disteln hervorbrachte; in der Tat alles, was
wuchs, war bestimmt zum Besten der Menschen, der Tiere, der
Vögel und Gewürme; und ihre ganze Nahrung bestand in Pflan-
zen; Fleisch und Blut wurden niemals geopfert, um ihre Seelen
zu sättigen oder ihren Appetit zu befriedigen; die Tiere der Erde
lebten in vollkommener Eintracht miteinander; der Löwe aß Stroh
wie der Ochse – der Wolf wohnte bei dem Lamme – der Pardel
lag bei dem Böcklein – die Kuh und der Bär weideten zusammen
von derselben Weide, während ihre Jungen in vollkommener
Sicherheit unter dem Schatten eines Baumes beieinander lagen;
überall war Friede und Eintracht, und nichts schadete noch verdarb
auf dem heiligen Berge.