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seine Verfolger, aus Furcht, entdeckt zu werden, umkehrten und
entflohen.
Bald verbreitete sich die Nachricht von seinen Entdeckungen
in jener Gegend. Falsche Gerüchte und Darstellungen und die
niedrigsten Verleumdungen wurden wie auf Flügeln des Windes
nach allen Seiten hingetragen. Das Haus wurde oft vom Pöbel
und übelgesinnten Menschen umlagert. Mehrmals wurde nach
ihm geschossen und er entkam nur mit knapper Not. Jede List
wurde angewandt, um sich der Platten zu bemächtigen, und da
sein Leben beständig von einer Bande nichtswürdiger Menschen
gefährdet war, so beschloß er zuletzt, den Ort zu verlassen und
nach Pennsylvanien überzusiedeln; er packte seine Sachen zusam-
men, verbarg die Platten in ein Faß Bohnen und machte sich auf
die Reise.
Bevor er eine weite Strecke zurückgelegt hatte, wurde er
bald von einem Beamten, der im Besitze eines Untersuchungs-
befehls war und die größten Hoffnungen hegte, die Platten sicher
zu erlangen, eingeholt; dieser war jedoch nach einer genauen
Untersuchung wegen seines Mißerfolges sehr enttäuscht. Joseph
Smith setzte dann seine Reise fort, aber ehe er noch am Ende
derselben anlangte, wurde er nochmals von einem Beamten in
derselben Angelegenheit eingeholt. Nach genauer Untersuchung
ging auch dieser verdrossen seines Weges, denn er hatte, wie der
erste, den gesuchten Gegenstand nicht entdeckt. Ohne weiter beun-
ruhigt zu werden, setzte Joseph seine Reise fort, bis er in den nörd-
lichen Teil von Pennsylvanien in der Nähe des Susquehanna-
flusses kam, wo sein Schwiegervater wohnte.
Nachdem er eine Heimat hatte, fing er an, die Urkunde durch
die Gabe und Macht Gottes und vermittelst des Urim und
Thummim zu übersetzen; da er aber ein schlechter Schreiber war,
war er zu der Einstellung eines Schreibers gezwungen, der die
Übersetzung, wie er sie ihm diktierte, niederschrieb.
Mittlerweile wurden einige von den Original-Charakteren
sorgfältig von Joseph Smith abgeschrieben und übersetzt. Ein
Mann namens Martin Harris ging mit denselben nach New York,
um sie dort einem Gelehrten mit Namen Anthon zu zeigen,
einem Professor, der eine weitumfassende Kenntnis vieler Sprachen,
sowohl alter als auch neuer, zu haben vorgab. Er untersuchte
sie, erklärte sie für echt und deren Übersetzung, soweit er im-
stande sei zu entscheiden, als richtig.