–   51   –

mer zog sich ein jeder zu seinem Netze oder zu andern Beschäf-
tigungen zurück, in der Meinung, alles sei verloren; wahrschein-
lich hegten sie Gedanken wie diese: Ist dies das Resultat unserer
ganzen Arbeit? Haben wir deshalb alle unserer weltlichen Ge-
schäfte, unsere Freunde, unsere Häuser und Länder aufgegeben,
Verfolgungen, Hunger, Mühsale und Schande erlitten? – und
wir hofften mit Zuversicht, er würde Israel befreien; aber ach,
sie haben ihn getötet, und alles ist vorbei. Drei Jahre lang
haben wir das ganze jüdische Land voller Erwartung gemacht,
indem wir ihnen sagten, das Himmelreich sei nahe herbeigekom-
men, nun aber ist unser König tot; wie sollen wir dem Volke
in das Gesicht sehen?
Unter diesen Betrachtungen ging jeder seines Weges, alles
wurde wieder still und man hörte nicht mehr die Stimme im
jüdischen Lande rufen: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist
nahe herbeigekommen.“ Jesus schlief in den Armen des Todes;
ein großer Stein mit dem Siegel des Staates sicherte sein Grab,
während die römische Schildwache im wachsamen Schweigen
darauf sah, daß alles wohl verwahrt bliebe. Plötzlich kam aus
den Regionen der Herrlichkeit ein mächtiger Engel herab, bei
dessen Erscheinen die Soldaten wie tot zurückfuhren, während er
den Stein von der Öffnung des Grabes wälzte. Der Sohn
Gottes erwachte aus seinem Schlafe, zerbrach die Fesseln des
Todes und erschien bald darauf Maria, die er zu seinen Jüngern
sandte mit der frohen Nachricht seiner Auferstehung, und einen
Ort bestimmte, wo er sie sehen werde.
Nach seiner Erscheinung verwandelte sich ihr ganzer Kummer
in Freude, und alle ihre früheren Hoffnungen lebten wieder auf.
Sie brauchten nicht mehr länger zu rufen: „Das Himmelreich ist
nahe herbeigekommen“, sondern sie mußten zu Jerusalem ver-
weilen, bis das Reich errichtet war; und sie bereiteten sich vor,
die Türe des Reiches zu öffnen und Fremde als gesetzliche Bürger
aufzunehmen, indem sie in gewissen Gesetzen und Verordnungen
amtierten, welche die unveränderlichen Gesetze waren, unter
denen die Aufnahme stattfand und ohne die niemand Bürger
werden konnte.
Nachdem er aufgefahren zur Höhe und mit aller Macht des
Himmels und der Erde gekrönt worden, kommt er wieder zu seinen
Jüngern und gibt ihnen ihre Vollmacht, indem er ihnen sagt:
„Gehet den in alle Welt und prediget das Evangelium jeder Kreatur: