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Die nächste Offenbarung wurde Maria und endlich Joseph von
einem heiligen Engel gemacht, der die Geburt des Messias ver-
hieß, während zu gleicher Zeit der Heilige Geist dem Simon im
Tempel offenbarte, daß er nicht dem eher sterben werde, ist der den
Heiland gesehen habe. Alle diese, zusammen mit den Hirten und
den weisen Männern aus dem Morgenlande, jauchzten über die
unaussprechliche Freude und Herrlichkeit, während die Welt die
Ursache ihrer Freude nicht kannte.
Darauf schien alles in stummer Erwartung zu bleiben, bis
Johannes, jetzt ein erwachsener Mann, mit einer seltsamen und
neuen Botschaft aus der Wüste eilte und rief: „Tut Buße, denn
das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ Er taufte zur Buße
und sagte zu ihnen deutlich, daß ihr König schon unter ihnen und
im Begriffe wäre, sein Reich zu errichten. Und während er noch
taufte und predigte, kam der Messias und wurde getauft und mit
dem Geiste Gottes gesiegelt, welcher auf ihm ruhte in der Gestalt
einer Taube; und bald darauf brachte er dieselbe Botschaft wie
Johannes und sprach: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist
nahe herbeigekommen.“ Darauf wählte er zwölf Jünger und
sandte sie aus in alle Städte des jüdischen Landes mit derselben
Botschaft: „Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“; und nach
ihnen sandte er siebenzig, und darauf noch siebenzig, mit derselben
Botschaft, um alle gehörig zu warnen und für das Königreich
vorzubereiten, welches bald unter ihnen errichtet werden sollte.
Als aber diese Dinge die gewünschte Wirkung hervorgebracht
hatten, indem sie in allen, besonders in den Herzen seiner Jünger,
große Hoffnungen hervorriefen, die täglich durch die Krönung
dieser glorreichen Person über ihre Verfolger zu triumphieren
erwarteten, indes sie selbst für alle ihre Mühe und Opfer um
seinetwegen dadurch belohnt zu werden hofften, zu irgendeiner,
seiner Person nahestehenden Würde erhoben zu werden, – wie
groß muß ihre Täuschung gewesen sein, als sie sahen, daß ihr
König überantwortet und gekreuzigt wurde, nachdem ihn Juden
und Heiden verspottet, verhöhnt, verlacht und zuletzt über ihn
triumphiert hatten?
Sie würden für ihn gern in der Schlacht gestorben sein, um
ihn auf den Thron zu bringen; aber so gutwillig ohne Kampf
zu unterliegen, alle ihrer Erwartungen aufzugeben und von der
höchsten Begeisterung bis zur tiefsten Erniedrigung und Verzweif-
lung zu sinken, war mehr, als sie ertragen konnten. Voller Kum-