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auf die unzähligen Priester der heutigen Zeit hinzuweisen, welche
um Lohn die Gebote der Menschen predigen und welche ihre Voll-
macht von ihren Mitmenschen erhalten; und was die Fabeln an-
betrifft, zu denen sie sich gekehrt haben, dürfen wir nur die geistigen
und besonderen Auslegungen erwähnen, welche fast aus jedem
religiösen Werk und von der Kanzel zu unserem Ohre gelangen.
Es gibt jedoch noch ein andere Prophezeiung Pauli, die
wohl unserer Beachtung verdient und die Zeiten erläutert, in wel-
chen wir leben; sie ist in den fünf ersten Versen des 3. Kapitels
2. Tim. zu finden: „Das sollst du aber wissen, daß in den letzten
Tagen werden greuliche Zeiten kommen. Denn es werden Men-
schen sein, die von sich selbst halten, geizig, ruhmredig, hoffärtig,
Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, ungeistlich, lieblos,
unversöhnlich, Schänder, unkeusch, wilde, ungütig, Verräter, Frev-
ler, aufgeblasen, die mehr lieben Wollust denn Gott; die da haben
den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft verleugnen
sie. Und solche meide.“
Aus dem letzten Verse dieser Stelle erfahren wir zu unserem
Erstaunen, daß sich diese Masse gesetzlicher Gott-
losigkeit nur auf solche bezieht, die Religion zu
haben behaupten, das heißt, dies ist der Charakter
des sogenannten christlichen Teils der Gemeinde
in den letzten Tagen
. Verwundere dich darüber nicht, lieber
Leser, denn wir machen die Behauptung nicht, ohne den positiven
Beweis dafür zu haben; erinnere dich, Nichtbekenner haben
keinen Schein eines gottseligen Wesens, sondern
jene heuchlerischen Charaktere sollen einen Schein eines
gottseligen Wesens haben, aber seine Kraft ver-
leugnen
. Wenn du aber das Zeugnis Pauli über diesen Gegen-
stand bezweifelst, so blicke um dich und untersuche selbst. „An
ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Es betrübt mein Herz,
während ich schreibe. Ach, ist es so weit gekommen; hat der Geist
der Wahrheit den Schleier der Finsternis von den letzten Tagen
entfernt, nur um uns das Bild eines gefallenen Volkes zu zeigen;
eine abgefallende Kirche, die voll von Schändlichkeiten jeglicher Art
ist und sogar die Guten verachtet; indes ihr selbst nichts geblieben
ist als der Schein der Gottseligkeit, und sie die Kraft Gottes ver-
leugnet; das heißt, sie verwirft eine unmittelbare göttliche Ein-
gebung und die übernatürlichen Gaben des Geistes, welche immer
die Kirche Christi bezeichnen. War es nur für dies, daß der