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spiele von Prophezeiungen und ihrer Erfüllung aus den Neuen
Testamente anführen, worauf wir bereit sein werden, das große
Feld zu betreten, welches noch in der Zukunft liegt. Eine von
den merkwürdigsten Prophezeiungen der Heiligen Schrift ist in
Lukas 21, 20–24 enthalten. „Wenn ihr aber sehen werdet Jeru-
salem belagert mit einem Heere, so merket, daß herbeigekommen
ist ihre Verwüstung. Alsdann wer in Judäa ist, der fliehe auf
das Gebirge; und wer mitten drinnen ist, der weiche heraus; und
wer auf dem Lande ist, der komme nicht hinein. Denn das sind
die Tage der Rache; das erfüllet werde alles, was geschrieben ist.
Wehe aber den Schwangern und den Säugern in denselbigen
Tagen; denn es wird große Not auf Erden sein und ein Zorn
über dies Volk. Und sie werden fallen durch des Schwerts Schärfe
und gefangen geführt werden unter alle Völker; und Jerusalem
wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit
erfüllt wird.“
Diese Prophezeiung enthält das Schicksal Jerusalems, des
Tempels und des ganzen jüdischen Volkes während wenigstens
achtzehnhundert Jahren. Um das Jahr Siebenzig wurde Jeru-
salem von dem römischen Heere belagert. Die Jünger, der War-
nung eingedenk, welche ihnen vierzig Jahre vorher von ihrem
Herrn und Meister gegeben worden war, entflohen in die Wüste.
Die Stadt Jerusalem wurde genommen nach einer langen und be-
schwerlichen Belagerung, in welcher die Juden das Äußerste durch
Hungersnot, Test und durchs Schwert zu leiden hatten und aus
Mangel an Begräbnisplätzen sogar die Häuser mit Toten anfüllten,
während Weiber aus Nahrungsmangel ihre eigenen Kinder ver-
zehrten. In diesem Kampf kamen in Judäa beinahe eine und
eine halbe Million Juden um, ohne die, welche in Gefangenschaft
gerieten. Ihr Land wurde verwüstet, ihre Stadt niedergebrannt,
ihr Tempel zerstört und der elende Überrest des Volkes unter
alle Völker der Erde zerstreut, in welcher Lage sie seither immer
geblieben und von einem Volke zum andern getrieben, oft fälsch-
lich der ärgsten Verbrechen angeklagt, wegen welcher sie verbannt
und ihrer Güter beraubt wurden. Sie wurden in der Tat meistens
für Geächtete unter allen Völkern gehalten; die Sohle ihrer Füße
hat keine Ruhe gefunden, und sie sind verlacht und verspottet
worden, und das Volk hat gesagt: „Dies ist das Volk des Herrn,
und sie sind aus diesem Lande hinausgegangen.“
Während dieser ganzen Zeit haben die Heiden das Land