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dagelegen von einem Geschlechte zum andern, um ausdrücklich die
Prophezeiung zu erfüllen.
Wir wollen jetzt eine kurze Beschreibung von dem Gesichte
Daniels geben, von dem das 8. Kapitel seiner Prophezeiungen
in betreff des Bockes und der Ziege handelt. Der Leser dürfte
wohl daran tun, das ganze Kapitel zu lesen; aber wir wollen hier
besonders die Ausdeutung beachten, wie sie ihm von Gabriel ge-
geben wurde und dem 19. bis 25. Verse angeführt wird. Und
er sprach: „Siehe, ich will dir zeigen, wie es gehen wird zur Zeit
des letzten Zornes; denn das Ende hat seine bestimmte Zeit. Der
Widder mit den zwei Hörnern, den du gesehen hast, sind die
Könige in Medien und Persien. Der Ziegenbock aber ist der
König von Griechenland. Das große Horn zwischen seinen Augen
ist der erste König. Daß aber vier an seiner Statt stunden, da
es zerbrochen war, bedeutet, daß vier Königreiche aus dem Volke
entstehen werden; aber nicht so mächtig, wie er war. In der letzten
Zeit ihres Königreiches, wenn die Übertreter überhandnehmen,
wird ein frecher und tückische König aufkommen. Der wird
mächtig sein, doch nicht durch seine Kraft. Er wird greulich ver-
wüsten, und wird ihm gelingen, daß er es ausrichte. Der wird
die Starken samt dem heiligen Volk zerstören. Und durch seine
Klugheit wird ihm der Betrug geraten. Und wird sich in seinem
Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viel verderben;
und wird sich auflehnen wider den Fürsten aller Fürsten, aber
er wird ohne Hand zerbrochen werden.“
In diesem Gesichte finden wir zuerst die Meder und Perser
dargestellt, wie sie sein sollten, bis sie durch Alexander den Großen
besiegt wurden. Es ist nun eine wohlbekannte Tatsache, daß dieses
Reich eine Zeitlang nach dem Tode Daniels ungemein mächtig
und groß wurde, indem sich seine Eroberungen bis nach dem
Westen, Norden und Süden erstreckten, so daß niemand vor ihnen
standhalten konnte, bis Alexander, König von Griechenland, mit
einen kleinen Heere auserwählter Männer heranrückte und die
Perser, welche auf den gegenüberliegenden Ufer des Flusses
Stellung genommen hatten, angriff. Er stürzte sich mit seinem
Pferde in die Fluten, setzte an der Spitze seines Heeres über
den Fluß und lieferte den Persern, ungeachtet ihrer großen Über-
macht und vorteilhaften Stellung, eine Schlacht, worin er seinen
Gegner gänzlich besiegte. Dann begannen die Griechen das Land
zu überschwemmen und zu unterjochen, indem sie die Perser in