Diener Gottes, die zur eilften Stunde des Tages
in den Weinberg berufen wurden, hingehen, um zu
verkünden: daß die Stunde Seines Gerichtes gekommen
ist – so kann doch alles nicht den Unglauben der Men-
schen überwinden. Denn sie werden fortfahren an den
abergläubischen Traditionen ihrer Väter mit aller jener
Heftigkeit zu hangen, mit der der sterbende Geizhals
an seinen schimmlichten Schätzen hängt, und sie werden
in ihrem Unglauben verharren, bis der Pfeil des Ge-
richtes ihr Herz durchbohren, und ihrer irdischen Lauf-
bahn ein Ende setzen wird.
      Noe ward mit einer eigenen Botschaft von dem
Herrn zu den Völkern vor der Sündfluth gesandt;
allein diese glaubten ihm nicht, und sie kamen in ihren
Sünden um. Es ward ihnen gesagt, was da kommen
würde, und sie wurden auf eine glaubenswerthe Art
über ihre Gefahr gewarnt, allein sie betrachteten dieses
nur als einen betrüglichen Traum. Sie hatten Augen
und sahen nicht, sie hatten Ohren und hörten nicht,
und sie hatten Herzen, aber sie glaubten und verstanden
nicht. Deßhalb brach die Sündfluth unerwartet über
sie ein, obgleich sie darob gewarnt wurden.
      Nothwendig ist es deßhalb, daß da einige voraus-
gehen mit einer Botschaft vor der zweiten Ankunft des
Erlösers; denn Er hat gesagt: »Stehet auf und gehet
dem Bräutigam entgegen.« – Es bedarf hier wohl
nicht bemerkt zu werden, daß die Mitternacht eine Zeit
grosser Dunkelheit ist, nämlich eine Zeit, wo die Sinne
des größten Theils der Menschheit in tiefen und festen
Schlaf versunken, unempfindlich für ihre Lage sind,
und die herannahende Gefahr nicht gewahren.
      Wem immer Gott die Ehre erweisen wird, ihn
auszusuchen, um der Träger einer direkten Botschaft
von Ihm an dieses sorglose Geschlecht zu werden, so
wie Noe es für seine Zeitgenossen war, so muß er
Spott, Hohn und Verachtung des größten Theils der
Menschen auf sich nehmen. – Man wird ihn einen