zu verdammen, welches ich nicht in die Harmonie mei-
ner Gefühle bringen kann; jedoch habe ich ernstlich
über die Wahrheit einer Kirche unter solchen Umstän-
den nachgedacht, der es möglich ist, in ihrem Schoose
Grundsätze und Verfahrungsarten zu beherbergen, die
einer reinen und unbesudelten Religion entgegen gesetzt
sind. Die Hand des Winters breitet einen weißen
Mantel über das Anlitz der Erde, und birgt für Au-
genblicke ihre Mißgestaltungen; doch wenn die Sonne
kömmt, und ihre wärmenden Strahlen wieder ausgießt
über die Erde, so schmilzt ihre schneeige Decke hinweg,
und jede rauhe und ungeziemende Stelle erscheint dem
Auge. So naht auch jetzt die Zeit heran, wo der hül-
lende Vorhang, der über alle Nationen geworfen ist,
entzwei gerissen wird, gleich dem Vorhange des Tem-
pels bei der Kreuzigung Christi; und alles Geheime
wird dem Blicke kund gegeben werden, und: »dann
soll jedes Menschen-Werk erprobt werden, welcher Art
es ist.« —
      Wer immer zurückblicken will mit vorurtheilsfreiem
Gemüthe zum Beginne des Christenthums, der muß
bekennen, daß eine grosse Verschiedenheit in dem Zu-
stande der früheren und jetzigen Kirche herrscht. Denn
der grosse Gründer des christlichen Glaubens konnte in
Wahrheit sagen: »Die Füchse haben ihre Höhlen und
»die Vögel ihre Nester, allein des Menschen Sohn hat
»nicht, worauf er Sein Haupt legen könnte.« Er sagte
auch: »daß der Diener nicht über seinen Herrn ist, noch
»der Schüler über seinen Meister« und ich, ich möchte
noch hinzufügen, daß es höchst unnatürlich ist, daß ein
Strom gegen seine Quelle anschwelle; jedoch das moderne
Christenthum ist gegen seine alte Quelle aufgestanden,
und hat die Wolken weltlicher Ehre um sich gezogen.
Soll ich mein Urtheil über diese Ordnung der Dinge
fällen? Nein! Mein Meister hat mich nicht bevoll-
mächtigt, dieß zu thun. Aber er hat mich bevoll-
mächtigt, zu sagen: »daß der Tag kommen wird,
welcher brennt gleich einem Ofen, und daß alle die