Die Vorgänge zum Zweiten Kommen werden hier beleuchtet. Hyde lehrt, daß die gerechten Mitglieder der Kirche in den Himmel entrückt werden sollen, in eine Art fliegende Arche, danach soll die Erde mit Feuer gereinigt werden und die Heiligen dann aus dieser Arche auf die Erde zurückkehren. Bizarre Theorie, besonders vom heutigen Standpunkt aus. Die Kirche redet heute nicht mehr über Verfahrensweisen.

      Was immer schon vermutet wurde wird auch hier bestätigt: Die Anhänger von Joseph Smith dachten, das Zweite Kommen würde sich zu ihren Lebzeiten ereignen. Hyde präsentiert hier als Prophet, Seher und Offenbarer nichts anderes: „... die erste Auferstehung ... welche ... in dieser Generation sich ereignen wird“ und konkreter „... die Verheißung, die vor mehr denn 1800 Jahren gemacht wurde, an ihnen erfüllt“; noch deutlicher wird er im Anhang, wo er es in nur wenigen Jahren verheißt. Die Definition „diese Generation“ entwickelte sich vom direkten zum erweiterten Sinne (im Alter angeheiratete blutjunge Ehefrauen gehören auch zur gleichen Generation, aber auch diese sind alle tot) und weiter zur abstrakten Auslegung (jetziges Zeitalter). Zur Zeit sind wir bei etwa 2000 Jahren, aber auch 2500 Jahre sind mehr als 1800, ohne Zweifel wird es dann noch immer auf diese Weise interpretiert.

      Unklarheit scheint auch in der Engelslehre geherrscht zu haben. Heute differenziert man verschiedene Wesen, die alle als Engel bezeichnet werden können, lebende Menschen ausgenommen. Welche aber sollen die sein, die beim zweiten Kommen den Erlösten bewundern lauschen sollen? Diese passen in keine heutige HLT-Lehre, wohl aber in die Lehre anderer Kirchen; die Engelslehre muß also einmal anders (nicht so ausgetüftelt) gewesen sein.

      Sehr entschieden streitet Hyde gegen Reichtum, und erklärt, wie korrupt er macht und wie schwer man so Erlösung erlangen kann. Das war damals sehr einfach. Heute ist die Kirche selbst extrem reich (etwa 50 Milliarden Mark mit rund 10 Milliarden Mark Jahreseinnahmen) und ihre Führer sind fast ausnahmslos sehr wohlhabende Geschäftsleute, die die Kirche wie ein straff organisiertes Unternehmen führen. Scheinbar gilt die damalige Aussage heute nicht mehr.

      Hyde sagt, daß Jesus „nun wieder lebt um meine Sache zu verfechten bei dem Richter über die Lebendigen und über die Todten.“ Er sagt damit, daß Jesus nicht der Richter ist und meint wohl, der Vater sei es. Heute sagt die Kirche: „Jesus Christus wird unser Richter sein. Wenn wir sterben, wird er uns nach unseren Werken und Wünschen richten.“

      Die Wahl Zion's wird sehr aufschlußreich beschrieben, denn es wurde „eine schöne Gegend ausgewählt“. Kein Wort von Offenbarung, von Eingebung oder Vorherbestimmung. Und das entspricht der Wahrheit. Es wurden Kundschafter losgeschickt, und die fanden diesen Platz. Joseph Smith wurde von Gott auch nicht vor Vernichtung an diesem Ort gewarnt.

      Es folgt eine sehr einseitige Beschreibung der Geschehnisse in Missouri, wie man sie auch in Joseph Smiths Schriften finden kann. Er wählt „von den vielen nur ein Beispiel“ aus, das natürlich nicht repräsentativ ist, sondern den schlimmsten Vorfall darstellt: das Hawns Mill Massaker. Das Problem bei derartigen Auseinandersetzungen ist, daß darunter meist Unschuldige zu leiden haben, die dann wieder als Entschuldigung für neue Untaten herhalten müssen, und so dreht sich die Gewaltspirale, bis eine Seite gewinnt oder irgend jemand Einsicht zeigt. Die andere Seite hat andere Geschichten. Hier gewann die andere Seite, und das gibt guten Märtyrerstoff. Aber niemand spricht heute gern über die Daniter oder die Blutsühne, über Mitglieder, die ihren Nachbarn die Vernichtung prophezeiten oder den Wegzug nahelegten usw.