Die Tempelkleidung

Dieser Abschnitt betrachtet die Kleiderordnung, wie sie mit dem Tempel verbunden ist und untergliedert sich daher in allgemeine Tempelkleidung, Garments und Zeremoniekleidung. Diese Kleiderordnung steht nicht ausdrücklich unter dem Geheimhaltungseid, dennoch fühlen sich die meisten Mitglieder verpflichtet, nicht darüber zu sprechen, da sie untrennbar mit den Zeremonien, insbesondere dem Endowment, verbunden ist.

Die allgemeine Tempelkleidung

Die Tempelbesuche sollen etwas besonderes darstellen, deshalb geht man in Anzug und Krawatte bzw. im Kleid zum Tempel. Dennoch zieht man sich im Tempel sofort um, denn dort sind alle komplett in weiß gekleidet. Die übliche Kleidung besteht also für Männer aus einem langärmligen Hemd, langer Hose, Krawatte, Socken und Pantoffeln, Tempelarbeiter haben meist feste Schuhe und ein Sakko, und für Frauen aus einem langärmligen Kleid und ebenfalls Socken und Pantoffeln, natürlich alles in weiß gehalten. Diese Kleidung kann man sich in jedem Tempel auch ausleihen. Alternativ dazu ist auch ein weißer Overall erhältlich, vom Englischen her auch Jumpsuit genannt. Diese Overalls werden auch bei Taufen im Tempel und in den Gemeinden benutzt. Unter dieser Kleidung trägt man selbstverständlich die Garments.

Die Garments

JavaScript ist nicht aktiviert! Diese Unterwäsche ist heute zweiteilig. Das Oberteil ist kurzärmlig und hat einen kleinen Ausschnitt. Es befinden sich drei Markierungen darin. Diese sehen wie eine dicke Naht aus, für die auch normaler Faden verwendet wird. Über der rechten Brust befindet sich das Zeichen ’Rechter Winkel‘, das auch eine entsprechende Form hat, mit den Schenkeln nach unten und zur Körpermitte. Über der linken Brust befindet sich das Zeichen ’Zirkel‘, ebenfalls aus zwei Nähten im rechten Winkel zueinander bestehend, mit dem Scheitel nach unten. Über dem Bauchnabel befindet sich das Zeichen ’Nabel‘, eine einfache waagerechte Naht. Das Unterteil ist eine knielange Hose. Über dem rechten Knie befindet sich das Zeichen ’Knie‘, das die gleiche Form wie das Zeichen ’Nabel‘ hat. Die Bedeutung dieser Markierungen wird im Endowment erläutert. Die Garments sind in verschiedenen Fasermaterialien wie Baumwolle oder synthetischen Fasern und für Frauen mit Spitzenrändern erhältlich.

Man bekommt diese Unterwäsche, wenn man die Vorverordnungen für das eigene Endowment erhält. Sie soll ein göttlicher Schutz gegen Gefahren sein und immer an die Tempelbündnisse erinnern. Daher gehen in der Kirche auch Geschichten von kugel- und brandsicheren Garments um. Verbunden ist damit die Auflage, sie ständig, d.h. Tag und Nacht zu tragen und sie heilig zu halten. Dazu zählt, sie nicht öffentlich zu zeigen oder zum Trocknen aufzuhängen, oder sie unachtsam auf den Boden zu werfen. Nach Abnutzung sind die Markierungen herauszuschneiden und möglichst zu verbrennen. Der übrige Rest kann aber dennoch als Putzlappen oder ähnliches Verwendung finden. Auf die Garments ist niemals zu verzichten, das Ablegen zum Wechseln und zur Körperhygiene ausgenommen. In letzter Zeit werden dabei jedoch Abstriche gemacht, besonders beim Sporttreiben und Baden. Die Garments sollen immer direkt auf der Haut aufliegen, deshalb werden z.B. Büstenhalter darüber gezogen.


Nicht immer hatten die Garments die gleiche Form. Die erste Abbildung zeigt z.B. die Garments aus dem Besitz von Hyrum Smith. In den Anfängen der Kirche bis hinein ins zwanzigste Jahrhundert reichten die einteiligen Garments bei Männern und Frauen gleichermaßen von den Knöcheln bis zum Handgelenk und bedeckten den Hals. Noch in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts lag dabei die Scham der Frau offen, d.h. sie war unbedeckt. Obwohl heute weiß sollen sie eine Zeitlang blutrot gewesen sein. Es gab lange und heftige Diskussionen, ob die Garments auch verändert werden dürfen, was von offizieller Seite lange rigoros abgelehnt wurde. Doch plötzlich verlautete aus gleicher Quelle, dass es nie irgendwelche Vorschriften gegeben hätte. So könnten Soldaten die Markierungen auch ausschneiden und auf ihre Unterwäsche nähen. Seither sind die Garments an Arm und Bein gekürzt und mit einem Ausschnitt versehen worden. Heute sind Oberteile auch in T-Shirt-Form erhältlich.

Die Zeremoniekleidung

Diese oft einfach als Tempelkleidung bezeichnete Kleidung wird beim Endowment eingeführt und findet bei allen höheren Zeremonien Verwendung. Nur die Empfänger der Zeremonie tragen diese Kleidung, nicht aber die Tempelarbeiter. Zur Zeremoniekleidung gehören auch die Pantoffeln die aber im gesamten Tempel getragen werden dürfen. Bis auf die Schürze sind alle Kleidungsstücke weiß. Diese werden über die vorhandene weiße Tempelkleidung gezogen.


Sie besteht aus einem gerafften Umhang, der entsprechend über der rechten oder linken Schulter liegt und im Hüftenbereich zusammengebunden wird. Er reicht etwa über die Knie. Über der Schulter ist ein Stoffstreifen aufgenäht, Zeremoniekleidung ähnlich wie bei einem Pilotenhemd. Der Gürtel ist eine Art Scherpe, die um die Hüfte gebunden und zu einer großzügigen Schleife verknotet wird (wie ein Schnürsenkel). Dieser Knoten befindet sich immer auf der Seite, auf der nicht der Umhang hängt. Die Schürze ist wie ein Latz, der um die Hüfte gebunden und hinten verknotet wird. Sie ist grün und es sind neun Feigenblätter darauf abgebildet. Diese Zahl neun wird nicht näher erläutert. Die Schürze reicht bis knapp zu den Knien. Sie soll die Kleidung von Adam und Eva darstellen. Zuletzt gehört noch eine Kopfbedeckung dazu. Für die Männer ist dies eine Kappe, die mit einem Gummizug ausgestattet ist und eine leicht gebogene Plastikscheibe enthält, wodurch eine Pfifferlingsform entsteht. Auf einer Seite ist ein Stoffstreifen flach aufgenäht, der eine Schleife repräsentieren soll. Auf der anderen Seite befindet sich ein Faden, der mit dem Schulterstreifen des Umhangs verknotet wird und sich deshalb immer auf der entsprechenden Seite befinden muss. Die Frauen haben eine Art einfachen Schleier, der aber meist nach hinten hängt. Diese Kleidungsstücke werden vor und nach der Zeremonie in einem kleinen Stoffbeutel untergebracht, der dann als Zeremoniepäckchen bezeichnet wird.


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